Am 10. Mai. 2021 berichtete der MDR auf seiner Website, dass im Kosovo – als erstem Land in Europa – keine gedruckten Tageszeitungen mehr erscheinen.

Auch in Deutschland wird immer wieder über die Zukunft der Print-Zeitung debattiert, beispielsweise im Zusammenhang mit dem geplanten, aber dann doch gestoppten Förderprogramm über 220 Millionen EUR.

Mit der Verkaufsauflage geht es in Deutschland seit sehr vielen Jahren stetig bergab. Soweit nur allzu gut bekannt. Wir fragen uns, ob es Indikatoren für signifikanten Angebotseinschränkungen bei den Print-Titel gibt.

Indikator-Option 1

Wir haben uns den E-Paper-Katalog der Deutschen Nationalbibliothek ausgezählt. Dieser Katalog sammelt seit 2010 alle in Deutschland erscheinenden E-Paper. Insgesamt sind knapp 1.540 Zeitungstitel gelistet, darin enthalten sind aber auch Titel, die beispielsweise ihren Namen gewechselt haben oder eingestellt wurden.

Zwar erscheinen nicht alle Zeitungsausgaben auch als E-Paper, bei der großen Mehrheit der Zeitungen ist dies aber der Fall. Daher sind die E-Paper-Zahlen als Indikator für die Print-Ausgaben verwendbar.

Am – zufällig ausgewählten – 30. Juni 2021 (Mittwoch) beinhaltet der Katalog 1.147 E-Paper, ein Jahr zuvor am Mittwoch 1. Juli 2020 waren es 1.090 E-Paper, am Mittwoch, den 3. Juli 2019 lag die Zahl bei 1.211. Diese Vorgehensweise führt zu der in der Abbildung mir „Stichtag Mittwoch Juni/Juli“ bezeichneten Zeitreihe.

Um die Zufallseffekte der Stichtagswerte zu beseitigen, haben wir zusätzlich die Quartalsbestände ausgezählt und durch 78 dividiert (13 Wochen zu je 6 Erscheinungstagen). Dieser Ansatz führt zu etwas geringeren Werte, die Entwicklungsverläufe sind sich aber sehr ähnlich.

Zwischen 2010 und 2015 gab es ein starkes Wachstum, danach ist die Anzahl der publizierten E-Paper näherungsweise stabil. Seit 2019 ist der Bestand tendenziell leicht rückläufig.

Hieraus aber auf einen Rückgang der Angebotsvielfalt zu schließen wäre verfrüht.