Journalistische Medienangebote dominieren Meinungsbildung

In der vergangenen Woche haben die Medienanstalten den Medienvielfaltsbericht 2021-I veröffentlicht. Der Bericht ermittelt das Gewicht verschiedener Medienkategorien für die öffentliche Meinungsbildung (Informationen zum Zeitgeschehen aus Deutschland und der Welt). Das potenzielle Gewicht einer Medienkategorie für die Meinungsbildung ergibt sich als Mittelwert aus dem Marktanteil der Tagesreichweite (informierende Mediennutzung) und dem Marktanteil als „wichtigstes Informationsmedium“. Diese Werte sind für die Kategorien Fernsehen, Radio, Tageszeitung, Zeitschriften (inkl. Wochenzeitungen) und Internet ausgewiesen.

Für den Bereich Internet nennt der Bericht auch Tagesreichweiten für die Online-Angebote der klassischen Medien, so genannte originäre Online-Angebote (beispielsweise T-Online oder journalistische Blogs) und Intermediäre mit den Unterkategorien Suchmaschinen, Video-Plattformen, Soziale Netzwerke und Instant Messenger. In einem separaten Report zu den Intermediären finden sich Angeben zu den Marktanteilen einzelner Angebote als wichtigstes Informationsmedium innerhalb der Kategorien Intermediäre. Aus den veröffentlichten Zahlen lässt sich aber der Marktanteil der Intermediäre in Bezug auf den Gesamtmarkt aller Medien nicht ermitteln.

Der Digital News Report Deutschland 2021 fragt nach der „Hauptnachrichtenquelle“ verschiedener Medienkategorien. Rund 40 Prozent der Befragten bezeichnen die Kategorie „Internet gesamt“ als ihre Hauptnachrichtenquelle, dies ist der gleiche Wert, den der Vielfaltsbericht für die Kategorie Internet als Marktanteil „wichtigstes Informationsmedium“ ausweist. Im Digital News Report finden sich Angaben zur Bedeutung weiterer Internet-Subkategorien als Hauptnachrichtenquelle: Fernsehen/Radio, Zeitungen, Nachrichtenmagazine, Soziale Medien und andere Online-Nachrichtenquellen.

Um das Meinungsbildungsgewicht der Intermediäre insgesamt abzuschätzen, haben wir die Angaben zu den Internet-Hauptnachrichtenquellen des Digital News Reports mit den Marktanteilen Tagesreichweite laut Medienanstalten verrechnet. Dies gibt – trotz methodischer Unschärfen – einen ersten Hinweis auf die Relevanz von Intermediären für die öffentliche Meinungsbildung.

Hieraus ergibt sich für die journalistische Medien insgesamt (klassische Verbreitung und Internet) ein potenzielles Meinungsbildungsgewicht von 83 Prozent, für die originären Online-Angebote 5 Prozent und für die Intermediäre 12 Prozent.

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